Montag, 24. Dezember 2007

Weihnachten

Ich sehn' mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub', ich hab's einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.

Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei's Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön'
ein's jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd' still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.

Ich glaube, daß war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb' bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!

(H. Hesse)


Ich wünsche hiermit allen Lesern dieses Blogs, Freunden, Verwandten und sonstigen Besuchern ein Frohes Weihnachtsfest!

Anbei eine Druckversion meiner Weihnachtsgrüße - einfach klicken...

Samstag, 22. Dezember 2007

Essen wie Gott in Korea

"Das Leben ist ein Versuch, die Leere zu füllen. Die meisten tun es mit Essen, was redlicher ist als mit Geschwätz."
(J. A. Comte de Gobineau)


So liebe Freunde des guten Essens - hiermit möchte ich euch ein wenig in die koreanische Esskultur einführen. Vielleicht ist ja auch das ein oder andere Menü dabei, das ihr liebend gerne probieren wollt!? Vorneweg - einige Menschen hier behaupten, die koreanische Küche sei hervorragend, wenn nicht sogar die Beste! Das ist natürlich gelogen und gründet lediglich auf der Tatsache, dass man sich das selbst einredet oder sich einfach nur bei den Koreanern einzuschleimen versucht. Insbesondere Hund wird meiner Meinung nach vollkommen ueberbewertet. Lecker ist wirklich anders...
Wie dem auch sei - meine Koffer sind schon fast gepackt und ich habe mein Auslandssemester beinahe hinter mir, ohne auffallend an Gewicht verloren zu haben. Somit kann ich mit reinem Gewissen sagen, dass ich, nach anfänglichen Schwierigkeiten, mich mit den einheimischen Speisen ohne größere Probleme habe anfreunden können. Und nun kommen wir zu den leckeren Mahlzeiten. Zunächst einmal ein Video aller Schlämmereien, die man so in Korea auf den Tisch serviert bekommt:







Hat das Appetit auf mehr gemacht? Ich will nicht ausführlich jede einzelne Mahlzeit hier vorstellen und erklären - die freundliche Unterstützung von Laura (Danke nochmal an dieser Stelle) macht es jedoch möglich, dass ihr auf dem nun folgenden Picasa-Album euch die Speisen in aller Ruhe anschauen und sogar die Bezeichnungen und Erläuterungen erfahren könnt:

Von nun an könnt ihr euch Expterten der koreanischen Küche nennen...

Zum Abschluss dieses Posts bleibt nur zu sagen, dass ich mich trotz des guten Essens nun wirklich sehr auf die heimische Küche freue! Sogar Tiefkühlpizza und Döner habe ich vermisst.




Im Januar bin ich wieder da - dann darf mich jeder gerne einmal zu einem Essen einladen... ;-)

Sonntag, 16. Dezember 2007

Once upon an Island - Part Three

"Wenn du dir eine Perle wünschest, Such sie nicht in einer Wasserlache. Denn wer Perlen finden will, muss bis zum Grund des Meeres tauchen."
(D. Rumi)
Zwar werden den meisten Inselbewohner jene Zeilen aus dem "Lied der Liebe" unbekannt sein. Dennoch wird schon seit hunderten, wenn nicht tausenden Jahren in Jeju eifrig nach Perlen getaucht. Bei den so genannten Haenyeo Tauchern handelt es sich um Frauen, die ohne Sauerstofflasche oder Anzug in schwindelerregende Tiefen absteigen, um dort all die Schätze des Ozeans wie Perlen, Meeresfrüchte, Krebse und sonstige Pflanzen vom Meeresgrund zu sammeln. Und ein besonderer Strand, an dem man die Frauen bei ihrer schweren Arbeit bewundern kann, findet sich im Südwesten der Insel. Hier kann man auch eindrucksvoll die Überreste des Vulkans erkennen, dessen Ausbruch erst die Entstehung der Insel ermöglicht hatte. Und auf dem folgenden Video sehr ihr die Taucherinnen in Aktion:




Neben dem schönen Ausblick auf den Ozean hatten wir am letzen Tag unseres Aufenthalts dank des Professors abermals viel geboten bekommen. Zunächst langte jeder beim ebenso leckeren Frühstück ordentlich zu - das reichte allen bis zum späten Nachmittag - sogar mir. Anschließend bekamen wir wieder einen Shuttlebus samt Chauffeur zur unserer Verfügung, der uns zum Chongbong-Wasserfall brachte.

Dann zogen wir zur Seonimgyo Brücke und weiter zum Jungmun-Beach, dem bekanntesten Badestrand der Insel. Da wir weder Badekleider noch ausreichend Zeit hatten, genossen wir nur ein wenig die Sonne und lauschten Wind und Wellen.

Unterwegs auf den Straßen Jejus hatten wir immer wieder auch die Gelegenheit, eine kleine Verschnaufpause einzulegen um uns auch die Füße zu vertreten. Und wenn man sich dann umschaut, kann man in der Regel auch immer kleine Männchen sehen - siehe Bild! Das sind "grandfathers", auf koreanisch "돌하루방 bzw. dolharubang" - sie stehen symbolisch als Wächter für Jeju und seine Bewohner, die in ihrer Geschichte mit unzähligen Nöten, Kriegen etc. zu kämpfen hatten.

Dann ging es erstmal weiter zum Yakcheonsa-Tempel. Der ist bestimmt schon viele Millionen Jahre alt. Dort gab es allerhand interessante Dinge zu sehen: Buddhas, Buddhas, Kerzen, Buddhas, Drachen, Buddhas...80.000 um genau zu sein.

Des weiteren ist es einer der wenigen vierstöckigen Tempel in Korea - das mag für den Laien nichts besonderes sein, für den Koreaner ist es auf jeden Fall eine tolle Sache. Und wie auf dem Bild zu erkennen, ist das ein ziemlich großer Buddha - also der Goldene. Er misst über fünf Meter. Zum Vergleich - der kleine auf dem Teppich nicht einmal 1,80m...

Inspiriert von den heiligen Ort haben wir ein lustiges Video gemacht:



Zum Abschluß fuhren wir noch irgendwo weit weit ins Hinterland, weil Sören unbedingt die koreanischen Bunker sehen wollte, in denen die ROK-Armee ihre Flugzeuge versteckt hatte, um gegen die Japaner zu kämpfen. Vor lauter Krieg zogen Matthias, Romée und ich es vor, ein Zeichen des Friedens, der Liebe und der Versöhnung auf dem Foto für die Nachwelt zu hinterlassen. Später gab uns der treue Fahrer wieder die Möglichkeit, ein paar Schnappschüsse von den Lavastränden und dem Meer zu machen. Hier ein kleiner Auszug meiner Fotos...















Schließlich hieß es dann doch am späten Nachmittag "Abschiednehmen von Jeju". Daher wurden wir pünktlich zum Flughafen eskortiert, erhielten die reservierten Tickets und gönnten uns einen Snack im "Lotte Fast Food Restaurant". Matthias, der Österreicher in unserer Gruppe, hatte vor lauter Essensfreude sein Ticket zusammen mit dem Abfall weggeworfen. Also rannte er aus bis heute unbekannten Gründen zum Schalter der falschen Fluglinie und wartete vergeblich darauf, ein neues Ticket zu erhalten. Gespannt warteten wir am Gate auf ihm, doch nichts geschah. Ich weiss bis heute nicht warum, aber Korean Airline war tatsächlich so gütig, und hat unseretwegen den Start ihrer Maschine um knapp zehn Minuten verschoben. So was wollte ich mal in Frankfurt erleben...

Natürlich wollten wir uns noch einmal alle zusammen bei Professor Youk für sein großartiges Geschenk bedanken. Daher luden wir ihn in ein traditionelles koreanischen Restaurant ein und besorgten ihm viele Leckereien aus Deutschland, Frankreich, Amerika, Dänemark, etc. Sichtlich gerührt nach der Professor die Geschenke dankbar an und animierte jeden von uns zum Soju-Trinken.

Doch damit nicht genug - ein Professor lässt sich ungern von seinen Studenten aushalten. Daher hat er uns zusammen in eine Bar eingeladen und dann jede Menge Getränke gesponsert. Ich, sein Mustereleve, musste dabei immer brav seinen Geschenkekarton schleppen und ihm vom schönen Deutschland erzählen. Das war manchmal schon sehr anstrengend, zumal sein Englisch ein wenig verbesserungsfähig ist. Aber das ändert nichts daran, dass dieser Mann mit Abstand der beste und fröhlichste Professor ist, dem ich bis heute begegnet bin. Und mit diesen lieben Worten will ich auch diesen Post und somit auch die Jeju-Triologie schließen.

Bis zum nächsten mal...

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Schlaflos auf dem Campus

"Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen."
(B. Franklin)


Das denken sich auch die Koreaner - im übrigen wohl wie kein zweites Land auf der Welt. Erst vor kurzem konnte man in der Süddeutschen Zeitung, zuvor bereits in der FAZ und dem Spiegel, auch in Deutschland über das erschöpfende Streberleben eines durchschnittlichen Schülers in Korea nachlesen. Bereits in der Grundschule werden die Koreaner zum Lernen angetrieben. Nach der Highschool verbringen die meisten Kinder ihre Zeit beim Zusatzpauken in privaten Nachmittagsschulen, deren Unterrichtsstunden erst am Abend enden. Zu hause am späten Abend warten dann noch die eigentlichen Hausaufgaben. Viele Eltern lehren ihre Kinder schon in frühen Jahren, dass vier Stunden Schlaf pro Tag ausreichen sollten - den Rest des Tages soll der Sprößling der Familie besser mit Lernen verbringen.

Dass Bildung von immenser Bedeutung ist, lässt sich auch daran erkennen, dass nur die besten Studenten eines Jahrgangs eine Karriere als Lehrer einschlagen dürfen. Bei uns zu hause (mit verlaub) ist es ja eher umgekehrt... Die Kombination aus sehr guten Lehrern und übereifrigen wie fleissigen Schülern hat zur Konsequenz, dass Südkorea im Pisa-Ranking immer zu den führenden Nationen zählt. Doch neben diesem Ruhm hält Korea auch einen weiteren, recht traurigen Rekord: In keinem anderen Land gibt es auch nur eine annähernd so hohe Selbstmordrate unter den Schülern. "Selbstmord ist nach Verkehrsunfällen die wichtigste Todesursache bei Teenagern - häufig stehen schulische Probleme dahinter." (Spiegel, 06.05) - und das beim Seouler Straßenverkehr!


"Manche Leute schlafen nur deshalb so gut, weil sie langweilige Träume haben." (G. de Stael)

Nur ein paar Prozent schaffen es in eine der "SKY-Eliteuniversitäten" des Landes: Seoul National University, Korea Universtiy und Yonsei University. Ein harter Arbeitsmarkt lässt für die Studenten selbst auf dem Campus keine Verschnaufpause zu. Jetzt in der Klausurphase sitzen sie teilweise mehr als zwanzig Stunden am Tag in den Bibliotheken und pauken sich den Stoff so gut es geht in den Kopf rein. Ob das sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln. Immer wieder schlafen sie ein - auch im Unterricht. Das ist zwar lustig an zu schauen, aber auch ein wenig abschreckend, zumal die Studenten teilweise richtig fertig aussehen. Und wirklich bessere Noten schreiben sie auch noch nicht einmal. Aber wie auf dem letzten Bild zu sehen ist, schlafen auch Mannheimer Studenten hin und wieder in der Vorlesung ein...

Wie dem auch sei - ich schreibe demnächst meine "final exams" und bin entsprechend auch im Stress! Aber seid nicht besorgt - alles ist cool. Ich werde keine Dummheiten anstellen und versuchen, die Prüfungen mit bestem Wissen und Gewissen zu meistern. Das Tolle an diesem zeitaufreibenden Studiensystem ist ja, dass ich bereits in allen Fächern mindestens 50 Prozent der Leistungen schon erbracht habe.

In diesem Sinne wünsche ich den studierenden Lesern aus Mannheim und dem Ausland viel Erfolg bei den Klausuren, den anderen Studenten viel Spaß beim Jahresausklang und den Nichtstudierenden viel Erfolg bei sinnvolleren Tätigkeiten... ;-)

Sonntag, 9. Dezember 2007

Once upon an island - Part Two

"Golf wäre ohne Hindernisse stinklangweilig, aber das Leben auch." (obscuro loco natus)

Und für mich ist Golfen mit so vielen Hindernissen verbunden. Aber Übung macht den Meister - das hat auch mein ehrenwerter Golfprofessor Youk sich gedacht und mich und einige andere Austauschstudenten zum "Second World Business Golf Tournament" in Jeju eingeladen. Flug, Hotel und Essen waren umsonst - was hatte ich also außer einem Ruf zu verlieren? Da ihr die Antwort ebenso gut kennt wie ich, wird es niemanden überraschen, dass ich dankend das Angebot angenommen hatte und mich in den frühen Morgenstunden mit der U-Bahn zum Gimpo-Airport aufmachte.

Nachdem ich den Hinflug komplett durchgeschlafen hatte, wurden ich und die anderen vom viel wärmeren Klima Jejus überrascht. Während sich in Seoul unaufhaltsam der Winter breitmachte, waren auf dem "Hawaii Asiens" Jacken vollkommen überflüssig. Im Gegensatz zum ersten Inselbesuch wurde ich diesmal kurz nach meiner Ankunft bereits von meinem Professor und gleichzeitig "General Manager" der "National Golf Association" angerufen und gebeten, auf einen Chauffeur zu warten, der uns mit einem Shuttlebus zum Hotel fährt. Dann ging es aber gleich zum "Country Club", für dessen Mitgliedschaft man 300.000 Dollar bereitstellen muss - im Gegenzug erhält man aber hervorragende Umkleiden, Toiletten und Baderäume mit Whirlpool und Sauna. Ehe ich mich mit den anderen beim Golfen messen durfte, habe ich zunächst die großartigen Toiletten ausprobiert - die hatten Heizung und Dusche! Für einen Knaben aus dem Dorf ein absolutes Highlight! Trotzdem erspare ich euch an dieser Stelle Fotos...

Nach einem leckeren Mittagessen wurde es schließlich ernst. Wir bekamen einen Caddy zugeteilt und wurden in Begleitung eines Kamerateams zum ersten Loch gefahren. Das internationale Turnier hatte leider nicht viel an internationalen Wettkämpfern zu bieten. Genauer gesagt waren wir die einzigen. Wahrscheinlich war das auch der Hauptgrund, weswegen wir eine Einladung erhalten hatten. Aber das störte weder Sören (aus Dänemark), Romée (aus Frankreich) noch mich. Im Gegenteil - mit viel Gewalt und wenig Gefühl gingen wir ans Werk und ernteten bei unserer kleinen Fahrerin nur ein verlegendes Lächeln.

Dennoch machte es uns sehr viel Spaß - chauffiert zu werden und von allen für wichtig gehalten zu werden (der Professor hat natürlich niemandem verraten, dass wir "nur" Studenten sind), gab Sören gar so viel Auftrieb, dass er mit den Koreanern fachsimpelte und versicherte, den CEO von Samsung höchstpersönlich zu kennen. Und als in Anwesenheit einer Gruppe von Geschäftsmännern Romée ein sensationeller Glücksschlag gelang, hat die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht. Wer sich nicht vorstellen kann, dass Golf spielen (ohne es wirklich zu können) tatsächlich Spaß machen kann, soll sich dieses Video einmal anschauen:


Wenn Unvermögen und Humor aufeinander treffen kommt so etwas nun einmal bei raus. Und obwohl wir von der Anreise doch sehr müde waren, spielten wir die Löcher zu ende. Im Anschluß nutzte ich ausgiebig die Gelegenheit, mir in der schönen Bade- und Saunalandschaft die Zeit zu verweilen. Das war mit Sicherheit mein schönstes Badeerlebnis in Korea. Im Anschluß habe ich mich mit dutzend verschiedenen Ölen, Salben und sonstigen Lotionen einbalsamiert - immerhin waren die umsonst. In nie da gewesener Reinheit machte ich mich dann mit den anderen beiden Golfspielern auf den Weg zu unserem Hotel, um uns für das Gala Dinner vorzubereiten - jedoch nicht, ohne ein weiteres mal die Toilette aufzusuchen...

Das Hotel war äußerst luxuriös und das Bankett sehr reich an Köstlichkeiten. Da Golfen und Baden sehr anstrengend sind, habe ich natürlich nach allen Regeln der Esskultur ordentlich zugelangt. Und auch hier will ich mit Superlativen nicht geizen - es war das mit Abstand beste Essen (sogar der Soju schmeckte anders), welches ich bis heute in Korea habe verspeisen dürfen.

Anschließend mussten wir uns erheben und zur koreanischen Nationalhymne anstimmen, ehe es mit der Siegerverleihung weiter ging. Wir befürchteten schon, leer auszugehen. Doch am Ende erhielten wir eine Tüte mit einem Polo-Shirt, einer Körperlotion (die hatten sicher Kameras in den Duschen installiert...) und natürlich einem Golfhandschuh. Obendrein gab es auch ein Gruppenfoto. Wenn sich das nicht gelohnt hat? Vollkommen erschöpft zogen wir vor dem Schlafengehen noch in die Stadt, wo wir uns aber nur zu einem Drink haben durchringen können. Wie es am Folgetag weiterging, könnt ihr in den kommenden Tagen lesen...

Mittwoch, 5. Dezember 2007

EBS - Besuch einer koreanischen Fernsehstation

"Fernsehen ist das einzige Schlafmittel, das mit den Augen eingenommen wird." (V. de Sica)

Da verwundert es, dass die Koreaner so wenig schlafen. Mangel an Arbeitsplätzen und sozialer Versorgung führen hier zu einem starken Wettbewerbsdruck: schon in frühen Jahren pauken die Kinder was das Zeug hält (damit sie es in der Mittelstufe einfacher haben...) während die Greisen sich durch den Verkauf von Essen oder Kleidungsmitteln ihr Brot verdienen müssen. Da bleibt nicht viel Zeit zum Schlafen - der Koreaner schläft angeblich weniger als sechs Stunden täglich. Weiter ist es keine Seltenheit, kleine Kinder noch spät abends auf den Straßen zu sehen. Meine Theorie ist, dass die Eltern die Kinder schon darauf trainieren, wenig zu schlafen, um später in der Schule und beim Studium die Nächte durchzulernen.
Wenn sie schon nicht schlafen, verbringen die Koreaner aber auch jede Menge Zeit vor dem Fernseher. Es gibt nahe zu keinen Ort in Seoul, an dem man nicht mit einer Flut von koreanischen Fernsehsendungen überschwemmt wird. Dabei sind die Shows teilweise sehr merkwürdig und fremdartig, mal abgesehen davon, dass alles in koreanisch ist. Die Soaps sind noch schmalziger, die Comedians noch verrückter und schriller und von den Musikvideos will ich erst gar nicht reden...

Wie dem auch sei - mein Buddy hat mich eingeladen, eine Show als Zuschauer live zu verfolgen. Und da es sich um eine Musiksendung handelt, die vorallem Jazz und auch koreanische Musik zu mischen versucht, habe ich die Einladung dankend angenommen. Also zogen wir mit der U-Bahn los zur EBS, der "Educational Broadcasating Station", die unter anderem auch folgende sehr populäre Serie ausstrahlt:



Na, hat's euch gefallen? Dank meines überaus pünktlichen Buddies waren wir auch nur dreißig Minuten zu früh in der Sendeanstalt, sodaß sich sich ein jeder erst einmal einen Mokka gönnte. Dann erklang ein Gong und wir durften endlich das Studio betreten, in dem schon einige koreanische Berühmtheiten (die ich allesamt aber nicht kannte) auftraten. Ähnlich wie im DMZ war es mir auch hier nicht gestattet, Bilder zu machen. Damit sich der Leser dennoch ein Bild von dem Studio und der dort herrschenden Atmosphäre machen kann, habe ich diese Aufzeichnung in den Post mit eingebunden:



Wir saßen im gleichen Raum - genauer gesagt, zweite Reihe rechts außen und konnten die kleine Kombo (Klavier, Keyboard, Kontrabass, Gitarre, Percussion, Drums und abwechselnd ein Sänger sowie eine Spielerin eines mir unbekannten koreanischen harfenähnlichen Zupfinstruments) bestaunen. Wie die Zusammensetzung der Band schon vermuten lässt, handelte es sich dabei um eine Mischung aus Jazz und koreanischer Folklore. War wirklich interessant - anschauen könntet ihr das ganze in circa zwei Wochen im koeranischen Fernsehen. Ob ich da zu sehen bin, kann ich aber nicht sagen - unwahrscheinlich ist es nicht, zumal ich der einzige Ausländer dort war und zudem wunderschöne kurze und dunkelblonde Haare habe... ;-)

Doch Schluß mit den Eitelkeiten - Pianist und Kontrabassist haben einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Die Improvisationen waren äußerst überzeugend. Der koreanische Gesang und das Gezupfe waren mehr befremdend als bereichernd - aber alles in allem war es ein netter abend. Und da man ja Musik hören und machen soll, anstatt darüber zu schreiben, sende ich zum heuigen Abschied noch ein weiteres Video und wünsche noch einen schönen Tag bzw. eine gute Nacht - auf welchem Teil der Erde ihr auch immer sein möget...

Samstag, 1. Dezember 2007

Once upon an island - Part One

"Heldentum und Schönheit müssen zwar frühzeitig untergehen, zur Freude des Pöbels und der Mittelmäßigkeit, aber großmütige Dichter entreißen sie der Gruft und bringen sie rettend nach irgend einer glückseligen Insel, wo weder Blumen noch Herzen welken." (H. Heine)

Und solch' eine Insel habe ich gar zweimal hier besuchen dürfen - nämlich das wohl bekannteste Ferienparadies Koreas, die Insel Jeju. Ehe ich vor Monaten von zwei lustigen Koreaner (siehe Blog "American Actor" in die koreanische Nachtwelt eingeführt wurde, flog ich zusammen mit Freunden aus der KAIST Managementschool auf die südlich von Korea, zwischen Shanghai und Japan liegende Ferieninsel, auf der auch die Deutsche Nationalmannschaft während der Fußball-WM 2002 ihr Quartier bezogen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war es eigentlich gar nicht so ratsam, die Insel zu erkunden, zumal einige Tage zuvor ein Taifun (auch Hurricane genannt) über die Insel zog und neben Sachschäden auch einige Menschenleben forderte. Doch bis zum Abflug wurde rechzeitig grünes Licht gegeben und in Jeju angekommen konnte ich für meinen Teil fast nichts mehr von den Verwüstungen erkennen.

Jeju unterscheidet sich in vielen Dingen von Seoul. Hier ist alles ruhiger, kein Trubel, keine Menschenmassen - alles läuft etwas langsamer. Man findet diverse Nationalparks, Traumstrände, Golfplätze und kitschige Museen, die vor allem den Frischvermählten zur Unterhaltung dienen sollen. Die Insel gilt nämlich als der Ort der Verliebten. Daher verwundert es nicht, dass man dort auch Museen wie das "Museum of Erotic" oder das "Museum of Sex" besuchen kann, zumal jährlich viele Pärchen ihren "honey moon" dort verbringen.

"Erholsam? Urlaub, das ist für viele: Man muß sich nicht warm anziehen und verträgt mehr Alkohol." (P. Hohl)

Da wir aber nur eine kleine Gruppe von ledigen Studenten waren, zogen wir es vor, unsere Zeit für Essen, Trinken, Sightseeing und nochmals Trinken zu nutzen. Das Sightseeing gestaltete sich für uns als äußerst schwierig, zumal wir ohne internationalen Führerschein in unserer Mobilität sehr eingeschränkt waren und immer auf die öffentlichen Verkehrsbusse angewiesen waren, die entsprechend langsam vorwärts kamen. Dennoch konnten wir in den wenigen Tagen zumindest den südlichen Teil der Insel erkunden. Der Nationalpark im Zentrum der Insel war wegen der Zerstörungen des Taifuns hingegen noch gesperrt. Eigentlich sehr schade, zumal es dort teilweise noch schöner sein soll als auf dem Rest der Insel. Weil Filme ungefähr so viel sagen wie 16 Fotos pro Sekunde, hier ein Video vom Chongbong-Wasserfall - dem einzigen Wasserfall Asiens, der direkt ins Meer fließt:


Da wir uns auf einer Insel befanden, umgeben von blauem Meer, beschlossen wir die Unterwasserwelt zu erkunden und gingen für einen Tag tauchen. Obwohl die Sonne nicht ausreichend schien und es entsprechend schon ab wenigen Meter recht dunkel wurde, konnte man jede Menge bunter Fische, Korallen und Algen bewundern. Nun folgt eine Bilderreihe - ich nenne sie "Zwei Jungfrauen"...


Leider hat meine Kamera an jenem Tag gestreikt, sodass ich euch kein Abenteuerbild von mir im Taucheranzug zeigen kann. Als Entschädigung könnt ihr mich beim (fast) Nacktbaden im Gelben Meer sehen. Das Wasser war angenehm warm und die Strömung nicht so stark, als das sie mich wegtreiben konnte.

Ansonsten hatten wir die Abende eigentlich nur damit zugebracht, uns die Bäuche voll zu schlagen und jede Menge Alkohol zu konsumieren. Das Abendleben in Seogwipo hatte nun mal nicht all zu viel zu bieten. Doch trotz der Trinkerei ist keiner bei uns abgestürzt, was man von dem Mann, den wir vor unserem Hotel aufgelesen hatten, nicht gerade behaupten kann. Aber seht selbst... Letztlich war es dennoch ein schöner, wenn auch nicht aufregender Urlaub, der zur allgemeinen Entspannung und dem Kennenlernen der koreanischen Kultur beigetragen hatte.

Und in den nächsten Tagen erfahrt ihr, wie es mich zum zweiten Mal nach Jeju verschlagen hat und wie großartig die Insel sein kann, vorausgesetzt man hat Geld und einen Chauffeur...