Derzeit ist in Korea Chuseok, das traditionelle koreanisches Erntedankfest. Für Olaf (Student der BWL an der WHU Koblenz) und mich Grund genug, zwanglos den Montagabend mit einem koreanischen Fischmenü und einem Bier ausklingen zu lassen. Doch aus dem gemütlichen Abend wurde eine amüsante Geschichte, die vorallem unserem Zusammentreffen mit zwei Koreanern zu verdanken ist: Young-Jo und Byong-Il, die beiden Mittdreißiger aus unserem Seouler Bezirk Anam.
Während wir nämlich die letzten Bissen unserer Fische zu uns nahmen, meinte Byong-Il "My English is very poor...mmh...like drinking next time?". Naja, was er mit "next time" gemeint hat, war uns zunächst auch schleierhaft, aber wir haben freundlich gelächelt und uns darauf vereinbart, mit den beiden freundlichen Einheimischen einen koreanischen Trinkabend zu verbingen.


Also schritten wir durch uns bislang unbekannten Gassen Anams bis wir schließlich ein kleines, nettes Restaurant fanden, in dem gegen unseren Willen ("no eat, just drinking!") massenweise koreanische Spezialitäten aufgedeckt wurden. Wir tranken nur Soju, den traditionellen Schnaps hierzulande - schmeckt ein bisschen wie Wodka, nur etwas schwächer - ist er auch! Und das ist auch gut so, denn die Gastgeber waren rasch angeheitert und beeindruckt von teutonischer Trinkkunst. Die schwachen Englischkenntnisse vieler Koreaner offernbarten auch unsere beiden Freunde. Hinzu kommt, dass die koreanischen Männer zum intrasexuellen Umgang ein anderes Verhältnis haben - d.h., sie nehmen sich gerne bei den Händen, streicheln über die Schultern und weinen sich, wenn es denn sein muss, auch gerne bei anderen Geschlechtsgenossen über Gott und die Frauenwelt aus. Trotz des Wissens um diese Gewohnheiten, schien doch manche Geste befremdend, was nur dazu beitrag, dass die Verständigung zwischen den Kulturen noch stärker ins Wanken geriet. So fragte mich Byong-Il (er bat darum, ihn einfach "Zero" zu nennen, da der Name leichter für einen Westler zu lernen ist), während er mich leicht am Oberarm berührte, worin ich denn "interesting" bin. Leicht verstört entgegnete ich ihm abwehrend, dass ich ausschließlich an "only drinking" interessiert bin! Olaf hat das Missverständnis aber bald erkannt und es stellte sich heraus, dass ich nach meinen Hobbies gefragt wurde. Von da an war ich schon als Alkoholiker abgestempelt...
Die Vertraulichkeit zwischen den Männern bekamen wir wenig später wieder zu spüren: beim Essen im Restaurant bestand einer der beiden Koeraner ständig darauf, uns mit rohem Fisch und allerlei exotischen Leckereien zu füttern. Nach meinem Alkoholiker-fauxpas habe ich es bereitwillig über mich ergehen lassen, während Olaf hingegen jeden Versuch Byong-Ils hartnäckig ablehnte.Während wir so saßen und hin und wieder aufgrund der Sprachbarrieren oder dem Mangel an Soju eine kurze Pause einlegten, blitzen den Koreanern die Augen und sie riefen abwechselnd Olaf und mir zu: "You -- American Actor! -- Matt Damon!" Was mir natürlich ein wenig schmeichelte. Als Olaf, der mit Adam Sandler verglichen wurde, die beiden aufmerksam machte, dass er im Gegensatz zu seinem schwarzhaarigen Pendant dunkelblondes Haar trägt, verstummten sie nur kurz und meinten, er sehe dann einfach Pierce Brosnan zum Verwechseln ähnlich. Ah ja.



