Sonntag, 9. September 2007

Die bescheidene Bleibe - das CJ International House

Wir wohnen alle auf demselben Planeten, aber viele von uns in verschiedenen Welten. (W. Braun)

Hallo lieber Leser! Irgendwie scheint die Zeit hier schneller zu vergehen, denn trotz aller Vorsätze habe ich es in dieser Woche zu keinem weiteren Bericht geschafft. Und wenngleich an diesem Sonntagmittag die Sonne über Seoul freundlich lacht, will ich doch wenigstens heute ein paar Zeilen über meine neue Wohnung zum Besten geben.

Nun - was gibt es über das CJ zu erzählen? Wie so oft im Leben: jede Menge gute, aber auch schlechte Dinge! Fangen wir mir den schlechten Dingen an...

Die Koreaner lieben Regeln. Insbesondere wenn es darum geht, den Kontakt zwischen jungen Menschen zu unterbinden. Daher gibt es im CJ House wahrscheinlich genauso viele Kameras wie im Pentagon. Die Kapazitäten des CJs sind erstaunlich: 6 Stockwerke mit jede Menge Raum zum Leben - dennoch ist der Einbau von zwei Fahrstühlen meiner Meinung nach überdimensionert. Das wissen die Verantwortlichen vielleicht selbt. Nein, Grund für diesen Luxus ist die penible Trennung der Geschlechter. Entsprechend ist es Frauen strengstens untersagt, die beiden Männeretagen zu betreten, vice versa. Den Verantwortlichen des Wohnheims ist es damit scheinbar sehr ernst. Gerüchte vom Rausschmiss eines unbelehrbaren Amerikaners machen noch heute die Runde. Warum wir aber auf der Männeretage eine Toiletten für Frauen haben ist mir bis heute schleierhaft...

Während mancher Student aus Europa oder Amerika darüber nur schmunzeln kann, nehmen andere jene Verhältnisse mit Unverständnis und Entsetzen zur Kenntnis. Die jungen Koreaner haben jedenfalls für die zahlreichen "Verbote" ebenso viele Ausweichmöglichkeiten gefunden. Der Kenner braucht in vielen Quartiers der Stadt nicht lange zu suchen, ehe er ein "Love Motel" findet. Dabei handelt es sich scheinbar um kostengünstige Zimmer, die mit einer Minibar und einer speziellen DVD-Sammlung ausgestattet sein soll. Die Preise für diese Love-Motels variieren nach Aussage eines Austauschstudenten zwischen 20.000 und 60.000 WON (das sind also grob 15-45 €).

Wesentlich innovativer finde ich die Idee, die hier sehr populären "DVD-Theatres" zu "missbrauchen". Dabei handelt es sich um kleine Räume, ausgestattet mir einer hochmodernen DVD-TV-Anlage und einer Couch. Angeblich sollen diese "theatres" ursprücnglich dazu gedient haben, mit ein,zwei Freunden sich einen Film anzuschauen. Ich persönlich zweifle an dieser These, zumal die Koreaner sehr vernarrt sind in allerlei elektronischen Schnick-Schnack. Was bei uns heute "modern" ist, gilt dort meist schon als überholt! Aber dazu ein anderes Mal mehr...

Naja, abgesehen davon, dass die Ruhezeiten im CJ mittags um 12.00 Uhr beginnen und morgens um 6.00 Uhr enden und das Frühstück mit 5000 WON doch sehr teuer scheint, bietet das Wohnheim aber ganz im Stil der Business School allerhand Luxus und Komfort, sodaß man sich hier weniger in einem Wohnheim, sondern vielmehr in einem Hotel fühlt.

Der Keller bietet einen DVD-Room - dieser unterscheidet sich aber deutlich von den zuvor erwähnten "DVD-theatres". Nicht in der technischen Varinesse und Ausstattung, sondern darin, dass mithilfe einer der unzähligen Kameras BigBrother darauf achtet, dass die Zuschauer ihre Konzentration ausschließlich dem Film widmen. Daneben kann ich in einem der beiden Musikzimmer meine Etüden üben und im Waschraum meine Wäsche waschen und trocknen.


Ein Highlight dieses Hauses ist sicher das eigene Fintness-Studion im zweiten Stock. Es ist vielleicht nicht sehr groß, bietet aber bis auf eine Rudermaschine nahezu alles, was der Gymnasiastenherz wünscht. Gebe es auch noch ein Solarium, wäre es das Paradies für Philipp...
A propos - die Küchen hier sind natürlich auch neu und entsprechend gut ausgestattet. Allerdings werden sie vorallem von den Studenten aus Pakistan, Bangladesch und Afrika genutzt. Aber wenn ich mal keinen Appetit auf das koreanische Essen habe, werde ich mir sicher auch einmal Rühreier machen.
So ich hoffe, ihr konntet nun einen Einblick in meine Wohnverhältnisse bekommen, ohne euch zu langweilen! Ich habe hier an der Uni einige Hausaufgaben bekommen, die ich noch nicht erledigt habe. Wenn ich jetzt aber langsam in den Rhythmus komme, finde ich sicher wieder Zeit, interessantes niederzuschreiben und auch ein paar tolle Fotos aus Fernorst mit reinzustellen! Bis dahin hoffe ich auf eure Geduld und wünsche eine gute Nacht!

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

Hi Thomas,
ich bin Student an der uni-Mannheim und werde für ein Semester nach Seoul fliegen.
Ich habe schon in einigen field-reports vom CJ - House lesen können. Ist es empfehlenswert sich da zu bewerben oder doch selber mit paar mitreisende Kommilitonen eine WG zusuchen?
Die Regeln sind schon ganz schön streng, besonders diese Männlein/Weiblein-Geschichte und die Ruhezeiten.
Benutzt du vielleicht irgendwelche Instant-Messenger? Hab da nämlich noch einige Fragen offen. Wär spitze, wenn du mir da helfen könntest.
Add mich einfach wenn du eins von diesen hier hast:
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Schönen Gruß