Dienstag, 27. November 2007

Weg nach innen

Wer den Weg nach innen fand,
Wer in glühndem Sichversenken
Je der Weisheit Kern geahnt,
Daß sein Sinn sich Gott und Welt
Nur als Bild und Gleichnis wähle:
Ihm wird jedes Tun und Denken
Zwiegespräch mit seiner eignen Seele,
Welche Welt und Gott enthält.

(H. Hesse, 1918)

Freitag, 23. November 2007

Geteiltes Land, ist doppeltes Leid

"Wenn wir die Gründe für das Verhalten der anderen verstehen könnten, würde plötzlich alles einen Sinn ergeben..." (S. Freud)

Und gerade mir als Deutschem, fällt es daher nicht all zu schwer, die Absurdität des Hasses und des Mißtrauens zwischen den Brüdern, Nord- und Südkorea, mit Bedauern zu verstehen. Während Deutschland gegen Kriegsende in die Besatzungszonen aufgeteilt wurde, ersetzten in Korea Sowjets und Amerikaner die in Asien unterlegene Besatzungsmacht Japan, die nicht nur ihrer Autos wegen oft als "die Deutschen Asiens" bezeichnet werden. Kriegsmüdigkeit und Atomwaffen führten dazu, dass nicht einmal Stalin und der mit seinen schuhen klopfende Nikita es wagten, einen Krieg um das gesamte ehemalige Deutsche Reich zu wagen. Man einigte sich spätestens mit der Einführung der D-Mark mehr oder weniger stillschweigend auf die Trennung der beiden Deutschen Staaten, die 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer ihren Höhepunkt erfahren hat.

Auch in Korea kam es 1948 zu den Staatsgründungen der "Demokratischen Volksrepublik (Nord)Korea" und der "Republik (Süd)Korea". Auch hier gab es zahlreiche Überlaufe und kleinere Scharmützel. 1950 jedoch eskalierte die Lage, als die materiell überlegene Armee des Nordens in den Süden einfiel und binnen weniger Tage bereits Seoul eingenommen haben. Es dauerte drei Monate, ehe der Süden mit Hilfe der UN-Truppen das verlorene Land wieder zurückgewinnen konnte und schließlich selbst mit der militärischen Vereinigung Koreas begann. Da China ein geeintes Korea im Bund mit den Vereinten Nationen und den USA nicht akzeptieren wollte, wurde das Nordregime zunächst mit einem chinesischen "Freiwilligenheer" von 300.000 Mann unterstützt. Es folgte ein langwieriger Krieg, der durch den Waffenstillstand im Juni 1953 sein Ende fand. Dabei sollte erwähnt sein, dass Südkorea seine Vertragsunterzeichnung verweigerte. Dennoch kam der Vertrag zustande, der unter anderem die Festlegung der Grenze und entmilitarisierten Zone (DMZ) beinhaltete. Dies ist einer der wenigen Orte, an denen es Ausländern gestattet ist, nordkoreanisches Terretorium zu betreten.

Also machten wir uns am vergangenen Wochenende mit einer organisierten Reisetruppe auf den Weg gen Norden. Nach erschöpfender Busfahrt ging es zunächst an einen Beobachtungsposten, der einen Überblick über das Grenzland ermöglichte - Fotos waren dort leider nicht gestattet.


Dann ging es schließlich weiter zum "Dritten Tunnel" - einem von den bisher vier entdeckten Tunneln, die der Norden zu Infiltrations- und Versorgungszwecken im Kriegsfall errichten ließ. Dort fährt heute eine kleine Bahn hinunter. Fotos waren wieder einmal nicht gestattet, aber ich kann versichern, dass die Bemühungen der Nordkoreaner außerordentlich gewesen sein müssen. Das massive Gestein wurde unter lebensgefährlichen Bedingungen gesprengt und geräumt. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass die Soldaten nach Entdeckung des Tunnels, die Wände mit Kohlfarbe bemalt haben, um anschließend behaupten zu können, man habe lediglich nach Kohle gesucht. Ein wahrlich bemerkenswerter Plan...

Nach einem traditionellen Mittagessen ging es schließlich zur Dorasan Zugstation, dem letzten Bahnhof vor Nordkorea und zugleich auch Südkoreas sauberstern und modernsten. Sollten beide Parteien dann doch zueinander finden, soll es Südkoreas "Tor" zur Welt werden. Es bestehen auch schon konkrete Pläne, wie Südkorea schließlich mit der Transsibirischen-, der Transmongolischen und Transchinesischen Eisenbahn verbunden werden soll. Theoretisch ist dann eine Zugverbindung von Deutschland bis Seoul möglich...


Hier kann man sich auch einen Stempel von Pjönjang (Nord Korea) in den Ausweis geben lassen. Aber wer braucht das schon? Hab ich mir zumindest gedacht und zog es deshalb vor, die sauberste und modernste Bahnhofstoilette Südkoreas auszuprobieren, um mich anschließend neben den bedauernswerten, gelangweilten Soldaten (mein Gott,waren die Kerle groß!) ablichten zu lassen.

Und da ich als BWLer mich mit den Konservativen besser gutstellen sollte, habe ich meinem neuen texanischen Freund, der vor einer Woche seine Reisegruppe verloren hatte und bis heute vergeblich auf den nächsten Zug nach Peking wartet, auch gleich den schweren Füller abgenommen. Ach, der zog übrigens auch "das Geschäft verrichten" dem nordkoreanischen Stempeleintrag vor.

Dann fuhren wir weiter durch das Niemandsland, wo so manches interessante Foto zu machen wäre. Aber dann wäre ich mindestens eingesperrt, wenn nicht sogar erschossen worden. Also ließ ich die Kamera in meiner Tasche und zückte sie erst wieder, als wir die Friedensbrücke erreicht hatten. Über diese Brücke sind 12.773 koreanische Kriegsgefangene zurück in die Freiheit gelangten. Es wird gesagt, die Gefangenen seien per Auto zur Eisenbahnbrücke gebracht worden, um diese zu Fuß zu überqueren. Die Brücke gilt als die einzige friedvolle Erinnerung an den Korea-Krieg, da sie die Symbolkraft der „Wiederkehr zur Freiheit“ in sich trägt.

Und dann ging es "ins Herzen" der DMZ - nämlich zum Panmunjeom, wo der Waffenstillstand unterschrieben wurde. Panmunjeom ist zudem das Hauptquartier der Waffenstillstandskommission MAC. Seit dem Ende des Koreakrieges haben dort wiederholt Verhandlungen zwischen beiden Seiten stattgefunden. Und zwar genau in dem Raum, in dem ihr den Soldaten sehen könnt. Der Tisch ist auf der Grenzlinie. Auf der linken Seite sitzt man im Süden, auf der rechten Seite sitzt man im Norden. Also hatten wir in diesem historischen Zimmer die Gelegenheit, Nordkorea zu besuchen. Und damit kein Nordkoreaner auf dumme Ideen kommt und mich oder einen der Touris mitschleppt, steht da noch ein zusätzlicher Soldat, der hinter den modischen Sonnbrillen alle Bewegungen aufmerksam verfolgt.

Das Camp Bonifas, welches sich an der Grenze befindet, wurde nach nach einem amerikanischen Captain benannt. Dieser wurde beim Versuch, einen Baum zu fällen, der die Sicht eines Beobachtungspostens behinderte, von Nordkoreanern getötet. An ihn erinnert neben dem Namen des Camps nun auch dieses Mahnmal. Zudem zeigten die Amis durch Errichtung des "Gefährlichsten Golfplatzes der Welt" ihre Leidenschaft für diesen Sport. Mittlerweile haben aber drei Golfklubs in Bagdad (meiner Meinunung nach zurecht) diesen Titel für ihren Kurs beansprucht. Wie dem auch sei - mein persönliches Fazit aus dem Camp lautet, dass Baumfällen immer noch gefährlicher ist als Golfen... Ach: Hier ein Video vom DMZ:



Auf einer Aussicht konnten wir dann noch ein paar Blicke auf Nordkorea erhaschen. Viel kam dabei auch nicht heraus. Ein strammer Soldat war das einzige, was ich bestaunen durfte. Und bis auf die Uniform schien der sich nicht sonderlich von den südkoreanischen Soldaten zu unterscheiden. Aber ein nettes Foto kann ich euch dennoch mitschicken - hier seht ihr mich mit der höchsten Fahne der Welt im Hintergrund!

Nachdem die Südkoreaner eine Fahne von stattlicher Größe, nämlich über 100m aufgestellt hatten, ließen sich ihre Brüder im Norden nicht lumpen und zauberten diese Riesenfahne mit einer Höhe von 160m. Siegmund Freud hätte daran sicher sehr viel Spaß gehabt...


Nach der anstrengenden Busfahrt durch die verstopften Seouler Straßen und den teilweise sehr ernüchternden Eindrücken an der koreanischen Grenze war mir trotz Hunger überhaupt nicht nach Reis oder Kimchi. Also beschlossen wir, auf koreanischen Essen gänzlich zu verzichten und erlaubten uns als Ausklang des Tages noch eine große Portion Steak und Spareribs in einem australischen Restaurant. Meine Vorfreude auf dem Foto wurde nicht enttäuscht - das war wirklich lecker...

Und zum Abschluss dieser "Grenzerfahrung" (Schenkelklopfer *lachmichtot*) noch ein ganz lustiges Video - vielleicht mag der ein oder andere Leser das folgende youtube-Video geschmacklos finden. Ich für meinen Teil finde, es gibt das DMZ der Lächerlichkeit preis - meines Erachtens nach zu recht! So traurig es ist, so komisch ist es ebenso...


Dienstag, 20. November 2007

Koreanischer Schnee

Ehe ihr die folgenden Zeilen weiterlest, solltet ihr zunächst für die notwendige passened Musik sorgen. Einfach hier klicken:
snow-seoul-rocker-song

“The future lies before you, like paths of pure white snow. Be careful how you tread it, for every step will show.” (M. Twain)

Ja, jetzt hat es auch uns erwischt - es schneit! Zur großen Freude der Studenten aus Singapur, Malaysia und Südamerika. Für die war der gestrige Abend, als plötzlich das Schneien einsetzte wie ein vorgezogenes Weihnachtsfest, da sie zum ersten mal in ihrem Leben die kalte weiße Substanz in ihren Händen halten durften. Entsprechend stürmten sie ausgerüstet mit Schals, Winterjacken und Handschuhen hinaus und warfen sich die Schneebälle eifrig um die Ohren.

Ich hingegen zog es vor, mir die Haare wieder rasieren zu lassen und im Fitness-Studio zu schwitzen, damit ich in Deutschland mit meinen Freunden wieder das E7 aufmischen kann... ;-)

Morgen gibt es eine kleine (wirklich sehr kleine) Einführung in Koreanische Geschichte und ein Bericht über das Grenzgebiet im Norden des Landes.
Grüsse vom Seoulrocker...

Sonntag, 18. November 2007

(Multi)Kulturelle Woche

"Beschriebene Musik ist halt wie ein erzähltes Mittagessen." (F. Grillparzer)

Daher will ich auch nicht all zu detaillierte Worte über die Operndarstellungen verlieren, die ich in dieser rastlosen Woche erleben durfte. Und wenn es schon kulturell wird, möchte ich das multikulterelle "International Festival" der Korea University nicht verschweigen. Dort haben am vergangenen Montag die meisten Austauschstudenten mit der Unterstützung zahlreicher Koreaner diverse Stände aufgebaut, um ihr jeweiliges Heimatland zu repräsentieren.
Ein Highlight war sicher der Stand der Franzosen - dort wurden nicht nur Pastis und Crêpes gereicht - nein, die staunenden Koreaner konnten sich auch mit Napoleon und Louis XIV. ablichten lassen oder mit einer typischen französischen Delikatesse, dem Frosch, Bekanntschaft machen.

Auch das berühmte "danish dynamite" war durch Mads, Martin und Sören erfolgreich vertreten und ließ koreanische und scheinbar auch portugiesische Damenherzen dank enger roter Fußballshirts höher schlagen. Die Botschaft hat den Dänen zudem jede Menge LEGO-Steine überlassen, sodaß den Jungs in ihrem Stand auch nie langweilig wurde.

Kulinarisch und farbenfroh interessanter waren zugegebener Maßen vorallem die Asiatischen Stände. Allen voran das Reich der Mitte, gefolgt von Vietnam, Malaysia und natürlich auch Südkorea. Dabei konnte ich die Gunst der Stunde nutzen und mich mit ein paar Studenten in folkloristischer Tracht fotografieren lassen.


Der beste aller Stände, der Deutsche, war so bezaubernd und ehrfürchtig, dass ich vor lauter Aufregung vergessen hatte, ein Foto zu schießen. Aber immerhin wurden Bier, Brezel und selbst- gemachter Kartoffelsalat (Dank an die Mädels!) gereicht, was wohl sehr gut bei den Koreanern und anderen Ausländern ankam: wenngleich es mal wieder nicht hieß "Allemagne - douze points!" reichte es immerhin für einen beachtlichen dritten Platz.

Das, was wahr ist, und wie das Leben eigentlich eingerichtet ist, das muß ein jeder sich selber ausdenken und kann es aus keinem Buch lernen.
(H. Hesse)


Am Dienstag folgte ich schließlich der Einladung von Giuseppe Kim, einem Opernsänger, den ich unlängst bei einem Abendessen kennengelernt hatte. Dort schlug er mir vor, ihn und die "Amici del bel canto italiano" gemeinsam mit Freunden zu besuchen. Also fuhr ich mit etwa 15 weiteren Austauschstudenten in einen Seouler Vorort im Südosten der Stadt, wo wir dann für gut 90 Minuten mit überwiegend italienischen Arien von Verdi und co. unterhalten wurden. Da ich bis donnerstags Hausaufgaben vorlegen musste, nahm ich mir den fleissigen Studenten Fifi aus Mannheim zum Vorbild und lernte während der langen U-Bahnfahrt aus meinem schlauen Büchlein die langweiligen Kapitel...

Nachdem ich also durch den Arienabend bereits musikalisch eingestimmt wurde und mich für die rechtzeitig abgegebenen Hausaufgaben belohnen wollte, zog ich gemeinsam mit ein paar Freunden am Abend ins Seoul Art Center. Dort stand Bizets "Carmen" auf dem Programm. Das Opernhaus war in einem großen, modernen Gebäude- komplex untergebracht. Im Vergleich zu Deutschland sind die Opernbesuche in Seoul doch etwas teuerer - daher habe ich bei der äußerst schwierigen Ticketbestellung die billigste Kategorie ausgewählt, die inklusive Studentenrabatt immernoch stolze 32.000 WON kostete.

Der koreanische Opernbesucher muss scheinbar wegen der hohen Eintrittspreise sehr genau haushalten: Nach dem ersten Akt wurde jenes Essen umsonst rausgegeben, welches zuvor nicht mehr verkauft werden konnte - und schon strömten die Besucher in Scharen an das Bufett. In den beiden folgenden (zwanzig minütigen!!!) Pausen zogen es die meisten dann doch vor, auf ihren teueren Sitzen zu verweilen....

Aber für das Geld bekamen wir auch wirklich etwas geboten. Die Aufführung war auf hohem Niveau, Solisten, Chor und Orchester wussten zu überzeugen. Für Eugenie und Romeé, meine Freunde aus Frankreich, war es ein besonderes Vergnügen, das koreanische Ensemble auf französisch singen zu sehen. Und wenn man ihnen Glauben schenkt, waren die meisten Worte sogar verständlich.

So, in den kommenden Tagen folgt mein Bericht über meine Reise zum DMZ, der Grenze zu Nordkorea. Wenn ich widererwarten wenig Hausaufgaben, "group-studies" und andere "assignments" haben sollte, werde ich auch noch in dieser Woche endlich meine Erfahrungen und Bilder von meinem Golftrip auf Jeju mit euch teilen können. Bis dahin wünsche ich noch einen schönen Wochenanfang!

Mittwoch, 14. November 2007

Ich bin krank...

"Die Gesundheit ist wie das Salz. Man bemerkt es nur, sobald es fehlt." (italienischen Sprichwort)

Ja, und mir fehlt es gerade. Aber keine Angst meine Lieben - Unkraut vergeht nicht! Was ist geschehen? Nun, bereits Mitte letzter Woche habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, meinem Hausarzt eine Postkarte zu senden mit dem freudigen Hinweis, dass mich bis zum heutigen Tag keine Krankheit hier in Korea heimgesucht hat. Doch bereits am Donnerstagabend fühlte ich mich schlecht, bis ich schließlich in der Nacht einige Male die Toilette aufsuchen musste. Am Folgetag gings mir fast noch schlechter und die Magenkrämpfe und ein praktisch unauffindbarer Kreislauf haben den Tag zur Hölle gemacht. Der Grund meines Leidens ist mir bis heute schleierhaft, habe ich doch die gleichen Mahlzeiten zu mir genommen wie meine Freunde auch, die ihrerseits unbeschadet ins Wochenende gehen konnten. Wie dem auch sei - die neue Woche habe ich dank deutscher Medizin wie genesen beginnen können.
Ein Unglück kommt aber auch in meinem Fall selten allein, habe ich doch zu allem Überfluss mir nun wohl doch einen Schnupfen eingefangen... Nach geschätzen zwei Kilo Mandarinen, ACC akut und grünen Pillen bin ich aber voller Hoffnung, dass ich das bis Freitag in den Griff kriege. A propos Unglück - heute habe ich natürlich auch meine Wohnheimkarte verloren. Macht aber nix - das kostet nur umgerechnet sieben Euro. Die kann ich verschmerzen, zumal ich einen sehr günstigen Flug in Thailand buchen konnte!

In den folgenden Tagen wage ich mich dann an den Bericht über das Golfturnier und den Jeju-Aufenthalt. Am Samstag zieht's mich schließlich nach Nordkorea und die Grenze. Bis dann wünsche ich euch eine angenehme Woche und vorsorglich "GUTE BESSERUNG"!

Montag, 12. November 2007

Studieren an der Korea University

"Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen." (H.Hesse)


Anbei ein Video, welches Laura als Anreiz für Regensburger Studenten gemacht hat! Viel Spaß dabei!

Sonntag, 11. November 2007

Power Learning

"Der Mensch soll lernen, nur die Ochsen büffeln." (E.Kästner)

Ohne den Koreanern zu nahe treten zu wollen - aber wenn die nicht büffeln, weiß ich auch nicht weiter! Am vergangenen Sonntag musste unsere Gruppe ein Essay und eine Präsentation über eine Case Study vorbereiten. Abgabe war der darauffolgende Montag. Was tun? Losschreiben? Aufgaben aufteilen und einfach loslegen? Nein. Erst wird diskutiert, dann wird hinterfragt. Dann gegessen. Dann stellt man fest, dass bereits abend ist und fängt schließlich an.
Die Stunden vergehen wie im Flug - erst ist Mitternacht und man schwört sich, noch vor Sonnenaufgang ins Bett zu gehen. Nach einigen Kaffee dreht man in der noch sehr gefüllten Bibliothek seine Runden und sieht, wie koreanische Studenten erschöpft auf ihren Büchern liegen und vor sich hin schlafen. Dann setzt man sich zurück und schreibt weiter an dem Essay, während die anderen alle mit dem Einschlafen kämpfen. Die Sonne geht auf und man schwört sich, innerhalb der nächsten zwei Stunden ins Bett zu gehen. Dann schreibt man weiter, es ist plötzlich zehn Uhr vormittags und man hat 18 Stunden Gruppenarbeit hinter sich gebracht!!! Das war wirklich nicht sehr effizient - aber auch die Arbeit ist vollbracht. Sei's drum - ausdrucken, schlafen gehen und nachmittags präsentieren. Dann noch 90 Minuten Unterricht. Durchhalten - fertig. Dann habe ich am abend noch die fixe Idee, mir eine Winterjacke zu kaufen. Gesagt, getan - in die U-Bahn und los und natürlich nichts in meiner Größe gefunden. Auf dem Heimweg war ich dann dermaßen erschöpft, dass ich in der Bahn eingeschlafen bin. Hier das großartige Foto! Danke an den Fotographen.


Mittwoch, 7. November 2007

Seoraksan Nationalpark

"Reisen heißt, an ein Ziel kommen; wandern heißt, unterwegs sein." (T.Heuss)

Wie bereits angekündigt, kann sich der Leser meines Blogs in den folgenden Wochen noch auf einige Ausflugsberichte und andere Geschichten freuen. Den Anfang soll dabei mein Ausflug nach Seoraksan machen, einem der berührmtesten Berge und zugleich Wanderziele der Koreas.

Um den Sonnenaufgang zu erleben, machten wir uns rechtzeitig bereits um 6.00 Uhr auf. Ich war wirklich sehr glücklich darüber,mir zuvor eine Mütze von einem Freund zu lehen, da es in den Morgenstunden auf den Gipfeln doch eiskalt war. Und trotz Müdigkeit, schwerer Beine und frierenden Händen, hat sich das frühe Aufstehen gelohnt, wie die folgenden Bilder belegen.
Um den Tag nicht all zu anstrengend zu beginnen, fuhren wir zunächst mit einer Seilbahn auf einen der Gipfel. Der Wind pfiff und die Kälte war unbarmherzig. Die Koreaner haben sich davon aber nicht beieindrucken lassen und haben munter die Gipfel erklommen und aus vollem Herzen "Ja-hoo" in die Täler gebrüllt. Ob das süddeutsche Jodeln eher angebracht scheint, bleibt dem Leser überlassen...
Hier zunächst eine Auswahl diverser Bilder:









Nachdem wir den Sonnenaufgang bewundern durften und für eine Weile die herrliche Landschaft und den frischen Wind genossen haben, machten wir uns nach einem kurzen Mittagessen schließlich auf zu den berühmten Felsen von Seoraksan. Damit die anfängliche Kälte auch erträglich war, hatten wir ein Fläschchen Wodka im Reisegepäck...

Die erste Station war der Besuch der Buddha-Statue. Kleine Quizfrage: Welcher der beiden andächtig daher schauenenden Gestalten ist der wahre Buddha?
Nun ja - ich denke, das Rätsel war nicht all zu schwer - die Lösung ist auf dem zweiten Bild klar erkennbar. Aber dennoch lasse ich doch so manche Gabe eines weisen Askethen erahnen...


A propos - danach machten wir einen Abstecher in ein Kloster. Dort war der Dachziegel- schmuck für mich als Deutschen zugegebnermaßen doch etwas irritierend, aber schaut selbst - einfach das erste Bild klicken. Ansonsten war dort ein sehr buntes Treiben:
Die Mönche haben gemeinsam gebetet, gescherzt, geschwatzt und seelenruhig die Anwesenheit der zahlreichen Touristen und Pilger über sich ergehen lassen.
Nach einem kräftigen Schluck aus der Wodkaflasche zogen wir dann weiter und wanderten dann gemeinsam mit tausenden Koreanern die Pfade gen Seoraksan-Rocks. Der Aufstieg war oft nicht sehr einfach - die Mädels in meiner Gruppe hatten manchmal wirklich schwer zu schnaufen, meisterten dann aber doch jeden Anstieg ohne Probleme. Entschädigt wurden sie dabei mit herrlichen Ausblicken, bunten Blättern und frischer Luft. Hier eine weitere Auswahl von Bildern:








Die Koreaner sind ein Wanderbegeistertes Volk - vom Kleinkind bis zum Greisen hechten sie die Berge hoch. Manchmal scheinen sie aber etwas übermütig, wie folgendes Beispiel zeigt. Da war eine alte Oma mit ihrem vierjährigen Enkel, der mit seinen kleinen Beinen schon eine ordentliche Strecke hinter sich gebracht hat. Aber die letzten und zugleich schwersten 500 Meter waren selbst für ihn eine Zumutung. Die koreanischen Wanderer zollten dem Kleinen zwar einen gewissen Respekt und munterten ihn zum Weitergehen auf - doch von Mitleid und Hilfsbereitschaft keine Spur.

Nach einer Weile konnte ich die Hoffnungslosigkeit des Jungen nicht länger ansehen, der von seiner Oma stets angetrieben, immer wieder hinfiel. Also haben wir die Großmutter um Erlaubnis gefragt, sodaß ich schließlich den kleinen Mann auf meinen Schultern die steilen Pfade hinauf tragen konnte. Der Junge war derart erschöpft, dass er sich nur dankbar um meinen Hals klammerte und nicht eine Sekunde lang meckerte. Am Ende waren wir beide glücklich, den Gipfel unbeschadet erreicht zu haben.

Und die Spitze endlich erreicht, haben wir unter strahlendem Sonnenschein die großartige Landschaft vor unseren Augen gehabt und natürlich auch die Zeit genutzt, tief durch zu atmen, um sich von den Strapazen zu erholen und das ein und den ein oder anderen Schnappschuss zu machen.

Auf der Heimfahrt konnten wir noch einen Blick auf das japanische Meer werfen - naja, um ehrlich zu sein - ich nicht. Ich hab mal wieder die halbe Busfahrt verschlafen... Beim zwischenzeitlichen Abendessen waren alle doch sichtlich müde. Der anstrengenden Heimfahrt zum Trotze kann ich als Fazit festhalten, dass ein Korea-Aufenthalt auf jeden Fall den Besuch des Nationalparks beinhalten muss...

Beim nächsten mal berichte ich von meiner Reise auf die Insel "Jeju" und die Teilnahme an einem Golfturnier!

PS: Hier nochmal eine Reihe weiterer Bilder:

Seoraksan Nationalpark