Mittwoch, 5. Dezember 2007

EBS - Besuch einer koreanischen Fernsehstation

"Fernsehen ist das einzige Schlafmittel, das mit den Augen eingenommen wird." (V. de Sica)

Da verwundert es, dass die Koreaner so wenig schlafen. Mangel an Arbeitsplätzen und sozialer Versorgung führen hier zu einem starken Wettbewerbsdruck: schon in frühen Jahren pauken die Kinder was das Zeug hält (damit sie es in der Mittelstufe einfacher haben...) während die Greisen sich durch den Verkauf von Essen oder Kleidungsmitteln ihr Brot verdienen müssen. Da bleibt nicht viel Zeit zum Schlafen - der Koreaner schläft angeblich weniger als sechs Stunden täglich. Weiter ist es keine Seltenheit, kleine Kinder noch spät abends auf den Straßen zu sehen. Meine Theorie ist, dass die Eltern die Kinder schon darauf trainieren, wenig zu schlafen, um später in der Schule und beim Studium die Nächte durchzulernen.
Wenn sie schon nicht schlafen, verbringen die Koreaner aber auch jede Menge Zeit vor dem Fernseher. Es gibt nahe zu keinen Ort in Seoul, an dem man nicht mit einer Flut von koreanischen Fernsehsendungen überschwemmt wird. Dabei sind die Shows teilweise sehr merkwürdig und fremdartig, mal abgesehen davon, dass alles in koreanisch ist. Die Soaps sind noch schmalziger, die Comedians noch verrückter und schriller und von den Musikvideos will ich erst gar nicht reden...

Wie dem auch sei - mein Buddy hat mich eingeladen, eine Show als Zuschauer live zu verfolgen. Und da es sich um eine Musiksendung handelt, die vorallem Jazz und auch koreanische Musik zu mischen versucht, habe ich die Einladung dankend angenommen. Also zogen wir mit der U-Bahn los zur EBS, der "Educational Broadcasating Station", die unter anderem auch folgende sehr populäre Serie ausstrahlt:



Na, hat's euch gefallen? Dank meines überaus pünktlichen Buddies waren wir auch nur dreißig Minuten zu früh in der Sendeanstalt, sodaß sich sich ein jeder erst einmal einen Mokka gönnte. Dann erklang ein Gong und wir durften endlich das Studio betreten, in dem schon einige koreanische Berühmtheiten (die ich allesamt aber nicht kannte) auftraten. Ähnlich wie im DMZ war es mir auch hier nicht gestattet, Bilder zu machen. Damit sich der Leser dennoch ein Bild von dem Studio und der dort herrschenden Atmosphäre machen kann, habe ich diese Aufzeichnung in den Post mit eingebunden:



Wir saßen im gleichen Raum - genauer gesagt, zweite Reihe rechts außen und konnten die kleine Kombo (Klavier, Keyboard, Kontrabass, Gitarre, Percussion, Drums und abwechselnd ein Sänger sowie eine Spielerin eines mir unbekannten koreanischen harfenähnlichen Zupfinstruments) bestaunen. Wie die Zusammensetzung der Band schon vermuten lässt, handelte es sich dabei um eine Mischung aus Jazz und koreanischer Folklore. War wirklich interessant - anschauen könntet ihr das ganze in circa zwei Wochen im koeranischen Fernsehen. Ob ich da zu sehen bin, kann ich aber nicht sagen - unwahrscheinlich ist es nicht, zumal ich der einzige Ausländer dort war und zudem wunderschöne kurze und dunkelblonde Haare habe... ;-)

Doch Schluß mit den Eitelkeiten - Pianist und Kontrabassist haben einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Die Improvisationen waren äußerst überzeugend. Der koreanische Gesang und das Gezupfe waren mehr befremdend als bereichernd - aber alles in allem war es ein netter abend. Und da man ja Musik hören und machen soll, anstatt darüber zu schreiben, sende ich zum heuigen Abschied noch ein weiteres Video und wünsche noch einen schönen Tag bzw. eine gute Nacht - auf welchem Teil der Erde ihr auch immer sein möget...

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